Werkzeug für Haiti
Haiti ist der Nachbarstaat der Dominikanischen Republik auf der Karibikinsel Hispaniola und das ärmste Land Lateinamerikas. Seit 60 Jahren sind die Salesianer Don Boscos in Haiti tätig und kümmern sich in den Elendsvierteln um die ärmsten Kinder und Jugendlichen: mit Schulen, Lehrwerkstätten, kostenlosen Suppenküchen und Straßenkinderzentren.
Seit 1981 engagiert sich unsere Schule mit der Aktion Werkzeug für Haiti für die Ausbildung Jugendlicher im Straßenkinderprojekt Lakay der Salesianer Don Boscos. Viele Anstöße dieser Hilfe zur Selbsthilfe haben seitdem Erfolg gezeigt, auch wenn sich die Lebensbedingungen der Menschen in Haiti in dieser Zeit nicht grundsätzlich verbessert haben.
Über 3000 gefüllte Werkzeugkisten für den Start ins Berufsleben wurden seit 1981 Jugendlichen in Haiti zur Verfügung gestellt, außerdem Werkzeuge und Geräte für die Ausbildung in den Werkstätten: Holzverarbeitung, Elektrotechnik, Tischlerei, Schneidern, Schweißen, Schlosserei, IT-Kompetenz ...
Ausgangspunkt des Projektes war ein Schulfest im Jahre 1981. Für den erwirtschafteten Überschuss suchte die damalige Schülervertretung mit ihrem Schülersprecher Rüdiger Göbel eine sinnvolle Verwendung. Sie knüpfte über die Missionsprokur der Salesianer in Bonn den Kontakt zu Pater Stra SDB, der gerade in Deutschland zu Besuch war. Dieser war damals Leiter einer technischen Schule in Cap Haitien im Norden Haitis. Einige Jahre später gründete er das Straßenkinderprojekt Lakay in der Hauptstadt Port au Prince. 800 Kinder und Jugendliche werden in diesem Projekt mittlerweile betreut, vom Schlafen und Essen über Organisation des Schulbesuchs bis hin zur Ausbildung in Handwerksberufen.
Mit zahlreichen Aktionen versuchen wir seitdem und wollen das auch in Zukunft tun, Geld zur Unterstützung der Projekte Lakou/Lakay in Port au Prince und Cap Haitien zu sammeln. Entstanden ist ein schulisches Engagement, bei dem sich Schülerinnen und Schüler, Ehemalige, Eltern und Lehrer seit drei Jahrzehnten auf ganz unterschiedliche Weise einbringen. Unterstützung erhalten wir auch von Partnern außerhalb der Don-Bosco-Schulgemeinde: durch Spenden der Pfarrgemeinde in Kevelaer-Winnekendonk, der Schulgemeinde der Städt. Don-Bosco-Grundschule in Recklinghausen-Speckhorn, sowie durch erhebliche Zuwendungen durch den UNESCO-Club Essen-Kettwig und sowie die TRIMET Aluminium SE in Essen.
Das Projekt wird an unserer Schule betreut durch Katja Jahn-Stopfkuchen, Gregor Theren und Benjamin Wittke.
Wenn Sie unser Projekt finanziell unterstützen möchten, ist das unter dieser Kontoverbindung möglich:
St. Johannesstift (der Salesianer Don-Boscos)
Bank im Bistum Essen
IBAN: DE35 3606 0295 0027 9200 80
BIC: GENODED1BBE
Stichwort: Werkzeug für Haiti
Spendengelder für unser Schulprojekt generieren wir vor allem im Advent. Die Schülerinnen und Schüler unserer Klassen 7 basteln und backen für den schuleigenen Stand auf dem Borbecker Weihnachtsmarkt, die der Klassen 8 verkaufen Weihnachtsbäume auf unserem Schulhof. Bei den Aktionen kommen jedes Jahr viele tausend Euro zusammen, von denen anschließend Werkzeug gekauft und nach Haiti verschifft wird.
Nach dem verheerenden Erdbeben 2010 organisierte das Don-Bosco-Gymnasium einen großen Sponsorenlauf durch den Borbecker Schlosspark. Unter dem Motto 5000 Runden für Haiti schwitzten Schüler, Lehrer, Eltern und Freunde für den guten Zweck.
2012 besuchten mit Leila Tipp und Katja Jahn-Stopfkuchen erstmals zwei Mitglieder des Lehrerkollegiums die Partnereinrichtungen in Haiti. Lesen Sie hierzu ihre Präsentation.
Zur Historie des Projekts haben wir ein Interview mit Rüdiger Göbel, einem ehemaligen Don Bosco Schüler, Gründungsmitglied des Aktionskreises „Werkzeug für Haiti“ und heute Schulleiter des Gymnasiums am Stoppenberg, geführt.
Wie kam es zum Projekt Werkzeug für Haiti?
1981 wurde Werkzeug für Haiti ins Leben gerufen, denn nach einem Schulfest waren 1.800 DM Überschuss erwirtschaftet worden, und somit kamen Diskussionen über den Verwendungszweck in Gang. Den Anstoß gab die damalige Schülervertretung; die Idee, etwas Gemeinnütziges zu starten, kam von Martin Delker. Ich selber war damals Schülersprecher. Daher meldeten wir uns bei der Missionsprokur in Bonn, um zu fragen, wie wir helfen könnten. Die Antwort war ein Besuch von Pater Oerder, der den in Haiti tätigen Pater Stra mitbrachte. Schnell war eine Idee für die Geldverwendung geboren. Denn Pater Stra leitete in Haiti eine Handwerksschule und wollte den Abgängern einen Werkzeugkasten schenken, um ihnen eine berufliche Zukunft zu ermöglichen. Diese Idee fanden wir sehr gut und trugen als SV unser Anliegen in die Reihen der Eltern und Lehrer. Pater Hillebrand, Herr Theren, Herr Schmidt, einige Eltern und zu Beginn auch die Pfarrgemeinde St Johannes Bosco halfen, wo sie konnten. Zuerst sollte die schulinterne Aktion 3.Weltaktion heißen, allerdings war uns das zu allgemein. Irgendwann brachte jemand den Namen Werkzeug für Haiti ins Spiel und die erste Lieferung, ermöglicht durch unsere Spendengelder, folgte bald.
Können Sie uns Pater Stra und sein Projekt Lakay etwas näher vorstellen?
Pater Stra war gebürtiger Italiener. Er lebte 20 Jahre in Vietnam bis dort alle Salesianer vertrieben wurden und kam dann nach Haiti. Als gelernter Ingenieur verfügte er daher über pragmatisches Denken und klare Vorstellungen. Deswegen blickte er auch anders auf die Dinge als andere Salesianer und wusste genau, was an Arbeitsmaterial gebraucht wird, wann und wie diese einzusetzen sind. Sein Handeln zeigte Parallelen zu der Arbeit Don Boscos. Auch Don Bosco holte in Turin arme Jungen von der Straße und half ihnen eine Berufsbasis zu schaffen.
Hat es Sie in ihrem Denken und Handeln beeinflusst?
Mich persönlich hat das Mitwirken weitergebracht, denn ich habe bemerkt, wie nichtig unsere alltäglichen Probleme hier sind. Zu dieser Erkenntnis half mir auch Pater Stra, der sagte, dass man sich selbst überflüssig machen muss, für den Fall, dass man einmal nicht mehr da ist, damit etwas überbleibt. Und dieser Grundoptimismus und diese praktizierte Nächstenliebe machen Pater Stra aus, der vielen jungen Menschen versucht hat eine Perspektive zu geben. Denn er hatte noch ein anderes weitgreifendes Projekt: Lakay. Es wurden Schulen und Wohneinrichtungen zur Verfügung gestellt, die in diesem armen Land ein Lichtblick für die Jugendlichen sind.
Sind Sie heute noch mit dem Projekt in Kontakt ?
Erfreulich ist, dass das Projekt nach fast 30 Jahren immer noch aktuell ist und wir, die Initiatoren, heute wie früher mit Herzblut in Kontakt zu der Aktion stehen.
Um Werkzeug für Haiti zu unterstützen, haben sich ja viele Projektideen entwickelt.
Die Anfangsphase finanzierte sich durch die überschüssigen 1800 DM und es war klar, dass man die Aktion weiterführen möchte. Deswegen mussten wir Ideen suchen, um Geld in die Spendenkasse zu bekommen. Wir starteten Aktionen wie z.B. die Autowaschaktion, den Weihnachtsbaumverkauf und den Hungermarsch – ein Spendenlauf durch Borbeck. Dazu kam noch, dass die Einnahmen unseres „Hausmusikabends“ und des Schulfestes in die Kasse flossen. Ebenfalls wurde in Holland „naive Kunst“ aus Haiti erworben und auf dem Schulfest verkauft. Häufig fließt auch die Kollekte des Abschlussgottesdienstes der Abiturienten oder der Erlös des Don-Bosco-Standes des am ersten Adventssonntag stattfindenden Borbecker Weihnachtsmarkt in unser Projekt. Immer wieder gibt es auch Privatspenden, sodass bis heute über 400.000€ erwirtschaftet wurden. Dieses Geld wird ausschließlich für die Bildungsprojekte der Salesianer auf Haiti eingesetzt. Damit werden Werkzeugkisten, notwendige Maschinen oder Selbstanteile für Zuschüsse finanziert, mit denen Schulen und Wohneinrichtungen erbaut werden konnten.
Konnten sie bei der Organisation auch vor Ort helfen?
Leider konnten die Schüler und Lehrer unserer Schule nie Haiti persönlich besuchen, da die dortigen Verhältnisse sehr gefährlich waren/sind. Aber Pater Stra kam öfter nach Deutschland, um uns zu besuchen oder schickte Fotos der Erfolge und Fortschritte von der dortigen Arbeit der Salesianer. Während seines Aufenthaltes wohnte er häufig bei uns zu Hause. Wir freuten uns jedes Mal sehr über seinen Besuch.
Wie wurde das Projekt organisiert? Wer waren die Hauptakteure, die dieses Projekt leiteten?
Ein Projekt dieser Art kann man nur durchführen, wenn man eine vertrauensvolle Kontaktperson hat, die weiß, wovon man spricht. Solch eine Person war und ist Pater Stra. Ebenfalls braucht man Personen mit Kontakten, die einen unterstützen. Der Vater von Martin Delker führte eine Handwerksfirma und somit kamen wir günstig an die nötigen Werkzeuge. Teilweise wurden auch die Lieferungen kostenlos bzw. zu möglichst günstigen Konditionen der Transportfirmen ausgeführt.
Lakay ist ein Projekt, das Pater Stra ins Leben gerufen hat. Es ist eine Wohn- und Hilfseinrichtung für alle obdachlosen Kinder Haitis. Pater Stra führte Don Boscos Arbeit in Haiti weiter, denn er bot hilflosen Kindern ein Dach über dem Kopf und Bildung.
Wie sieht die Situation nach dem Erdbeben 2010 aus?
Die Situation in Haiti war ein Rückschlag in höchstem Maße, und ich war sehr geschockt, als ich davon hörte. Alle Hilfseinrichtungen, Schulen und Gebäude, die wir seit fast 30 Jahren unterstützen, liegen in Trümmern. Wir werden durch Berichte unserer Missionsprokur in Bonn auf dem laufenden gehalten. Aber eins ist klar, es wird weitergemacht. ‚Jetzt erst recht!’ lautet die Devise. Und es ist großartig zu erfahren, wie stark die Solidarität der Don-Bosco-Schulgemeinschaft, Ehemaligen und vielen anderen, die sich mit uns verbunden fühlen, ist. Mit verschiedensten Aktionen und Geldspenden sind nach der Katastrophe bisher schon über 80.000 € gesammelt worden, und ich bin mir sicher, dass noch eine Menge Geld zusammen kommen wird. Dieses Geld fließt unmittelbar in die Soforthilfe und den Wiederaufbau.
In der Nacht vom 29. zum 30. Dezember 2024 verstarb in Cap-Haïtien Pater Attilio Stra, der über Jahrzehnte vor Ort Ansprechpartner für unser Schulprojekt Werkzeug für Haiti war. Der Kontakt zu Pater Stra entstand bei einem Deutschlandbesuch im Jahr 1981, als das Don-Bosco-Gymnasium gerade nach einer sinnvollen Verwendung der Einnahmen aus seinem Schulfest suchte. Pater Stra, damals noch Leiter einer technischen Schule in Cap-Haïtien, gründete später in Port-au-Prince das Straßenkinderprojekt Lakou-Lakay, dem wir u.a. unsere Erlöse vom Borbecker Weihnachtsmarkt und dem Tannenbaumverkauf zukommen lassen. Als Ingenieur hatte Pater Stra immer einen pragmatischen Blick darauf, welches Werkzeug benötigt wurde und wie dieses einzusetzen war.
Von Pater Pierre Lephene erreichten uns aus Haiti diese Worte: „We have lost a great missionary and a father of the street children and youth of Haiti. Until the last minute of his life, he fought for the well-being of young people in difficult and high-risk situations. We thank him for everything he was able to do for Haiti, Vietnam and Italy.“ Pater Stra wurde 88 Jahre alt.