Religion

„Wie hältst Du's mit der Religion?“

 Die berühmte „Gretchen-Frage“ nach Gott und der Religion, die Goethes Faust ernsthaft in Verlegenheit bringt; soll Schülerinnen und Schüler am Don-Bosco-Gymnasium nicht erschüttern: Im Gegenteil, sie sollen auskunftsfähig werden, indem sie sich kritisch mit den Antworten und Suchbewegungen des Christentums, aber auch der anderen Weltreligionen auseinandersetzen.

„Und der Mensch heißt Mensch …“

 Was ist der Mensch? Woher kommt der Mensch? Was ist Ziel und Sinn unseres Lebens? Was ist Gut und Böse? Woher kommt das Leid? Was ist der Weg zum wahren Glück? Existiert Gott?

So oder ähnlich formulieren Menschen die Sinnfragen, die „letzten Fragen“ ihres Lebens. Diese Fragen stellen – in ihrer eigenen Sprache – auch Kinder und Jugendliche. In unserer pluralistischen Gesellschaft treffen sie dabei auf unterschiedliche, religiöse und säkulare Antworten.

„Schön, dass es dich gibt!“

Religiöse Bildung betont die Würde des Einzelnen als von Gott geliebten Menschen, jenseits von etwaiger Funktionalität und Verwertbarkeit. Bildung im christlichen Kontext zielt auf die Verwirklichung der Bestimmung des Menschen zu einer von Gott gewollten Freiheit.

Dieses Verständnis vom Menschen ist begründet in der Zuwendung und Selbstmitteilung Gottes in der Geschichte mit seinem Volk und in Jesus Christus, der in seinem Leben und seiner Verkündigung, in seinem Sterben und Auferstehen bezeugt, was Inhalt und Grund unseres Glaubens ist.

Katholisch oder evangelisch – Hauptsache christlich?!

Der Konfessions-kooperativer Religionsunterricht

Wir beobachten ein schwindendes Verständnis für die konfessionelle Trennung der Lerngruppen und das „Gefühl“ für die eigene Konfession scheint in vielen Fällen abhanden zu kommen. Daher möchten wir im Sinne des oben genannten Anliegen der religionsdemografischen Entwicklung Rechnung tragen und einen Beitrag dazu leisten, die Zukunft des Religionsunterrichts zu sichern.

Das Modell des konfessionell-kooperativen Religionsunterricht erscheint uns dafür passend und zeitgemäß:

Im Austausch zwischen Schulleitung, den Salesianern Don Boscos und der Fachkonferenz Religion sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass konfessionell-kooperativer Religionsunterricht in der Sekundarstufe I die authentische Begegnung mit der anderen Konfession nachhaltig ermöglicht und so hilft, sich der eigenen Konfession im Dialog bewusster zu werden.

Diese neue Form des Religionsunterrichts verfolgt ein besonderes Bildungsanliegen, weil er Jugendliche bei der Entwicklung einer auch für andere aufgeschlossenen religiösen Identität unterstützen will. Sie erhalten ein wichtiges Rüstzeug, um in einer pluralen Gesellschaft mit zum Teil diffusen religiösen Phänomenen auskunftsfähig zu werden.

Sowohl für den interreligiösen Dialog als auch für den Kontakt zu nicht getauften Schülerinnen und Schülern, deren Zahl auch an unserer Schule steigt, bietet diese Form des Religionsunterricht Chancen für eine authentische Begegnung mit den Fragen christlichen Glaubens.

Die Einrichtung des konfessionellen Religionsunterricht (Ko-Ko RU) erfolgt rechtlich auf dem Boden des Grundgesetzes (Art. 7.3.); er orientiert sich inhaltlich an den geltenden evangelischen und katholischen Lehrplänen und organisatorisch bedeutet dies, dass Religionsunterricht im Klassenverband erfolgt.

Gemäß dem Grundsatz: Gemeinsamkeiten stärken – Unterschiede gerecht werden - wird bei der Gestaltung der Lehrpläne darauf geachtet, dass die konfessionelle Eigenprägung  ihren Raum hat und zugleich das Verbindende stark gemacht wird, um die Auskunftsfähigkeit zu fördern.

Religion und Religiosität reflektiert der Religionsunterricht auf der Grundlage des Glaubens der christlichen Kirche und der Bezugswissenschaft Katholische  bzw. Evangelische Theologie. Zugleich bietet er den Schülerinnen und Schülern den Raum, ihre Fragehaltung und ihre eigenen theologischen Deutungen weiterzuentwickeln sowie ihre Fragen und Erfahrungen zum Anspruch des christlichen Glaubens in Beziehung zu setzen. Dabei nimmt er die Fragen und Antwortversuche der Jugendlichen ernst.

„Meister, wo wohnst du? Kommt und seht!“ (Joh 1, 35-39)

Deshalb nehmen die Schülerinnen und Schüler am Don-Bosco-Gymnasium kontinuierlich bis zu ihrem Schulabschluss am Religionsunterricht teil. Es geht uns aber nicht nur um das Wissen unserer Schülerinnen und Schüler, sondern auch um das Leben im Glauben. So verklammern wir den schulischen Religionsunterricht mit den vielfältigen Angeboten der Schulpastoral.

Für die Klassen 5 bis 9 hat das Don-Bosco-Gymnasium folgende Themen und Inhalte festgelegt. Die Reihenfolge der Behandlung im Unterricht ist der jeweiligen Lehrperson überlassen.

Klasse 5

1. Halbjahr: 2 Stunden

2. Halbjahr: 1 Stunde

  • Miteinander anfangen (Ich und die anderen; Was uns freut, was uns Angst macht; Goldene Regel)
  • Gebet als „sprechender Glaube“ (Gebetsschule; Gebet im Alltag, Zeit für Gott)
  • Die Bibel als Hl.Schrift (Aufbau und Inhalt von AT und NT; die Bibel als Leitfaden für das Leben)
  • Jesus in seiner Zeit und Welt
  • Don Bosco kennen lernen

Klasse 6

1. Halbjahr: 1 Stunde

2. Halbjahr: 2 Stunden

  • Die Welt sehen und wahrnehmen (Mensch und Welt als Schöpfung Gottes)
  • Der Weg der ersten Christen (Die ersten Gemeinden; die Reisen des Paulus)
  • Christliches Leben gestern und heute (Feste und Feiern im Kirchenjahr)
  • Könige in Israel
  • Der Islam als Weltreligion in unserer Nähe

Im zweiten Halbjahr der 6.Klasse ist eine Exkursion zur Moschee in Duisburg vorgesehen.

Klasse 7

1. Halbjahr: 2 Stunden

2. Halbjahr: 2 Stunden

  • Exodus – Geschichten der Befreiung
  • Das Judentum – Wurzel des Christentums
  • Liturgie und Sakramente (Die Feier des Glaubens; Kirche als heiliger Ort, die 7 Sakramente)
  • Orden und Klöster – Lebensalternativen
  • Sinnsuche in der heutigen Welt (Jugend und Glaube -auf der Suche nach Glück)

Im zweiten Halbjahr der 7. Klasse findet eine Exkursion zur Alten Synagoge in Essen statt.

Klasse 8

1. Halbjahr: 1 Stunde

2. Halbjahr: 1 Stunde

  • Die Entstehung der Evangelien
  • Die Wunder Jesu
  • Ich und die anderen – Freundschaft / Liebe und Ehe – wachsen und reifen zur Partnerschaft
  • Reformation: Aufbruch in eine neue Zeit

Klasse 9

1. Halbjahr: 2 Stunden

2. Halbjahr: 1 Stunde

  • Prophetisches Reden und Handeln (Berufungs-und Wirkungsgeschichten der Propheten)
  • Die Schöpfung ist uns anvertraut
  • Vom Tod zum Leben, Leiden, Tod und Auferstehung Jesu
  • Kirche als Institution – gegründet auf Jesus Christus
  • Anpassung und Widerstand - Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus
  • Nichtchristliche Religionen – Deutung der Welt und des Lebens (z. B. Buddhismus)

Jahrgangsstufe EF

1. Halbjahr

  • Wie hältest Du's mit der Religion - Religiosität in der pluralen Gesellschaft
  • Wo und wie begegnet mir Religion? (Spurensuche z.B. in Werbung, Musik, Film)
  • Wofür brauche ich Religion -Funktionen von Religion im Leben von Menschen
  • Jeder glaubt an was?! Auseinandersetzung mit dem Glaubensbekenntnis
  • Wie verstehe ich die „alten Geschichten““? – Bilder zu biblischen Erzählungen vom Anfang
  • Das Verhältnis von Vernunft und Glaube

2. Halbjahr

  • „Und der Mensch heißt Mensch“ - Anthropologie
  • Ist der Mensch von Natur aus gut oder böse?
  • Christliches Menschenbild
  • Mensch- Entscheide dich -Ethik
  • Werte, Normen und Moral bestimmen unser Miteinander
  • Das Gewissen
  • "Das muss doch jeder selber wissen?! -Schritte ethischer Urteilsfindung
  • Lektürearbeit: „Wenn er kommt, dann laufen wir“, David Klass

Jahrgangsstufe Q1

1. Halbjahr: „Der Glaube an Jesus, den Christus – eine Zu-mutung für mich?“ – Die Evangelien als Lebensmodelle                

  • Biblisches Reden von Gott
  • Jesus von Nazareth, der Christus: Tod und Auferweckung
  • Die christliche Botschaft von Tod und Auferstehung
  • Reich-Gottes-Verkündigung Jesu in Tat und Wort
  • Christliches Handeln in der Nachfolge Jesu

Ende 1. bzw. Beginn 2. Halbjahr:  "Hat der christliche Glaube für mich Konsequenzen?“ – Philosophische und theologische Reflexionen zu ethischen Fragen um Lebensanfang und -ende

  • Wiederholung und Vertiefung der ethischen Grundbegriffe aus der EF
  • Dilemma-Geschichten
  • ethische Begründungsmodelle (kategorischer Imperativ,deontologische und teleologische Ethik)
  • Die Würde des menschlichen Lebens (z.B.Sterbehilfe oder Todesstrafe)

Jahrgangsstufe Q2

1. Halbjahr  

  • "Kann ich für mich alleine glauben?“ – Kirche als Volk Gottes
  • Grundfunktionen von Kirche in der Nachfolge Jesu
  • Kirche in ihrem Selbstverständnis vor den Herausforderungen der Zeit
  • II. Vaticanum (LG) - Rückbesinnung auf die Wurzeln: Kirche als Gottes Volk
  • Kirche als Volk Gottes – Betonung der Gemeinsamkeiten aller Glaubenden ungeachtet der hierarchischen Unterschiede
  • Kirche und ihr Verhältnis zu anderen Religionen (Nostra aetate)
  • Wer bist du, Gott? Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Gottesbildern
  • Der Glaube an den christlichen Gott im Kontext von Leiderfahrungen -Theodizee
  • Antwortversuche (im Buch Hiob; Leid als Preis der Liebe und Freiheit, der mitleidende Gott)
  • Der Gott der Befreiung (Die Gottesbilder im Buch Exodus)

2. Halbjahr 

  • Gibt es Gott, weil der Mensch ihn braucht? (Religionskritik Feuerbach und Freud)
  • Auseinandersetzung mit modernen Formen des Atheismus
  • Bedenke Mensch, dass du sterblich bist -Auseinandersetzung mit dem Tod
  • Todesdeutungen in den Religionen: die Botschaft von Erlösung, Heil und Vollendung
  • Christlicher Auferstehungsglaube
  • christliche Jenseitsvorstellungen
  • Die Vorstellung vom Gericht als Hoffnungsbild